Wetter
50 Mal Kälte
Es gibt Rekorde, über die man sich nicht so freut, und die Hitzerekorde, die wir mittlerweile jeden Sommer feiern, gehören definitiv dazu. Wir haben ein paar Fakten, die uns abkühlen. Möglicherweise.

1Im Tiroler Ötztal liegt der Ort mit den wenigsten Sonnenstunden in Österreich: In Obergurgl gibt es im Schnitt gerade einmal 1.348 Sonnenstunden im Jahr.
2 Im Stephansdom hat es im Sommer durchschnittlich 25-27 Grad. Das liegt daran, dass im Sommer so viele Menschen im Gebäude sind und den Dom mit ihren Körpern aufwärmen.
3 Österreichs kälteste Kirche steht in Vorarlberg: In der Wallfahrtskirche Bildstein im Rheintal, knapp 15 Minuten von Dornbirn entfernt, hat es auch im Hochsommer nie mehr als 15 Grad. Das Bildnis, wegen dem man nach Bildstein pilgert, hei.t aber trotzdem„Unsere Liebe Frau von Bildstein“ und nicht „Kalte Madonna“.
4 Heimische Waldtiere, denen es allmählich in Österreich zu heiß wird: Wenn im Winter weniger Schnee liegt, dann ist das wei.es Fell des Schneehasen nicht mehr die ideale Tarnfarbe. Gleiches gilt für das Schneehuhn. Für Gemsen und Steinböcke wird es zum Problem, dass die sonnigen Südhänge im Winter so warm werden, dass die Lawinen- und Schneebrettgefahr steigt. Meistens lösen die Tiere diese selbst aus – und werden dann von ihnen begraben. Problematisch wird der Klimawandel auch für Bachforellen, Äschen und Saiblinge: Während Fische, die in größeren Seen leben, in tiefere Regionen abtauchen können, wenn das Wasser oben zu warm wird, haben jene Fische, die in kleinen Flüssen leben, weniger Chance.
5 Und das sagt Hölderlin: „Und was du tust, tue es nie in der Hitze. Überdenke kalt. Und führe mit Feuer aus.“ Okay, vielleicht hat dieses Zitat von Friedrich Hölderlin aus „Briefe. An seinen Bruder“ mit Hitze auch nur im übertragenen Sinn zu tun.
6 Der Familienname Kalt geht auf das Adjektiv „kalt“ zurück, das bedeutet neben der kühlen Temperatur auch „gefühlsarm, gleichgültig, stumpf“.
7 Wo in Österreich die Kälte wohnt: Herold findet in ganz Österreich 62 Mal den Namen Kalt im Telefonbuch. Am kältesten ist es im Süden. Insgesamt 39 Kalts wohnen in Kärnten, der ehemalige österreichische Eishockey-Teamkapitän inklusive. In Wien gibt es laut Herold nur 11 Kalts.
8 In Italien kann man den Schatten trinken – wer einen „Ombra“, zu Deutsch Schatten, bestellt, bekommt ein kleines Glas Weißwein.
9 Gefühlt ist der Lunzer See der kälteste See Österreichs, zumindest glaubt das jeder, der mal reingehüpft ist. Aber das stimmt nicht. Der Hintersteiner See und der Achensee in Tirol, der Prebersee in Salzburg sowie der Traunsee und der Hallstätter See in Oberösterreich sind kälter.
10 Der feuchteste Ort Österreichs ist Schröcken in Vorarlberg. Dort regnet es jährlich im Schnitt 2.224 Liter pro Quadratmeter.
11 Ein Hektar Wald verdunstet täglich zwischen 20.000 und 60.000 Liter Wasser. Damit könnte man bis zu 400 Badewannen füllen.
12 Auch Tiere können, wenn sie sich an heißen Sommertagen nicht ausreichend abkühlen, einen Hitzschlag erleiden.

13 So kühlt der Wald:

15 Die fünf speziellsten Popsongs, in denen es irgendwie um Kälte geht:
Foreigner – Cold as Ice
Andreas Bourani – Eisberg
Grauzone – Eisbär
STS – Kalt und Kälter
Madonna – Frozen.
16 Am 2. Juli 1990 wurde „Ice Ice Baby“ veröffentlicht und das ist die wohl bekannteste Nummer des amerikanischen 90er-Jahre-Rappers Vanilla Ice. In den USA war die Single immerhin 21 Wochen auf Platz 1 der Billboard Charts. Robert Matthew van Winkle, wie der mittlerweile fast 56-jährige Rapper eigentlich heißt, hat seit 13 Jahren keinen Song mehr aufgenommen, er hat stattdessen eine eigene Heimwerker-Sendung im US-Fernsehen. In Großbritannien hat er 2011 an der Eiskunstlaufshow „Dancing on Ice“ teilgenommen. Er wurde Siebenter.
17 Die zehn kühlsten Regionen der Welt:
Wostok-Station in der Antarktis, -89,2 °C
Amundsen-Scott-Südpolstation in der Antarktis, -82,8 °C
Werchojansk in Russland, -67,8 °C
Oimjakon in Russland, -67,8 °C
North Ice in Grönland, -65,9 °C
Yukon in Kanada, -63 °C
Prospect Creek in Alaska, -62 °C
Astana in Kasachstan, -52 °C
Funtensee in Deutschland, -45,9 °C
Ulaanbaatar in der Mongolei, -44,4 °C
18 Die Top-Ten der kühlsten Sommerorte in Österreich:
Sonnblick, Hohe Tauern, auf über 3.000 Metern Seehöhe hat es im Sommer im Schnitt nur 3,2 Grad
St. Michael im Lungau (Bezirk Tamsweg) (14,5 Grad)
Semmering (NÖ) (15 Grad)
Ehrwald (T) (18,5 Grad)
Lunz am See (NÖ) (17 Grad)
Mariazell (Steiermark) (21 Grad)
Kurort Semmering (20 Grad)
Ramsau am Dachstein (20 Grad)
Tamsweg (S) (21 Grad)
Sulzberg (V) (19 Grad)
19 Mit 13,2 Grad Celsius im Jahresschnitt ist St. Jakob im Defereggental die kälteste Gemeinde Österreichs – im Sommer ist es hier aber aufgrund der vielen Sonnenstunden relativ warm und der Ort kommt deswegen nicht unter die Top-10 in Sachen Sommerkühle.
20 In Bodennähe ist es im Sommer in Europas Wäldern durchschnittlich 2,1 Grad kühler als in der waldfreien Umgebung, im Winter hingegen zwei Grad wärmer.
21 Pflanzen, die im Schatten dichter Nadelbäume wachsen, sind: Farne, Moose, Goldnessel, Sauerklee, Lerchensporn, Buchen und Tannen.
22 Pflanzen, die es gerne heller haben: Heidelbeeren, Walderdbeeren, Waldmeister, Eiche, Kiefer, Lerche.
23 Kann man eigentlich auch im Sommer erfrieren? Auch in einer Sommernacht kann man erfrieren. Den Kältetod sterben kann man schon, wenn man längere Zeit selbst bei zehn Grad plus ungeschützt im Freien liegt. Gefährdet ist bereits, wer bei schönstem Wetter in die Berge geht und keine warme Kleidung mitnimmt. Bei einem Wetterumschwung kann es schnell 15 Grad und kälter werden: Wie lange es dauert, bis der Tod eintritt, hängt von vielen Faktoren ab: Ob jemand mit nasser Kleidung in Zugluft liegt oder nicht. Erschwerend kommt der Genuss von Alkohol hinzu. Er erweitert die Gefäße, die Haut wird besser durchblutet, doch dadurch kühlt das Blut schneller ab und damit sinkt die Körpertemperatur. Außerdem setzt viel Alkohol auch noch die Reaktionsfähigkeit hinab.

24 Als Hundstage werden in Europa umgangssprachlich die heißen Tage in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August bezeichnet. Dann steht die Sonne in der Nähe des Sirius, dem Hundsstern, dessen Aufgang den Beginn dieser Zeitspanne bestimmt. In diesem Zeitraum treten häufig die heißesten Tage eines Jahres auf. Hunde selbst hecheln an diesen Tagen übrigens besonders viel – es ist ihre Art zu schwitzen, so regulieren sie nämlich ihre Körpertemperatur.
25 Laut Carl Gustav Jung sind Schatten auf der Seele jene Anteile unserer Persönlichkeit, die wir gerne verbergen und zutiefst ablehnen.
26 Im Bodental in Kärnten liegt auf 1.052 Metern Seehöhe das sogenannte „Meerauge“, ein Toteisloch. Es ist der Sage nach mit dem Meer verbunden.

27 Eishöhlen sind an heißen Tagen generell keine schlechte Idee: Die vielleicht spektakulärste, weil größte Eishöhle Europas ist die Eisriesenwelt Werfen im Salzburger Tennengau. Man kann sie täglich besichtigen, sollte aber keine Scheu davor haben, Stiegen zu steigen: Bei jeder Führung geht es über 1.400 Stufen – rauf und runter.
28 Wie viele Bäume gibt es pro Einwohner?





29 Früher war es kühler: Die Temperatur in Österreich in den Sommermonaten stieg seit Mitte der 80er-Jahre um 2,5 Grad an.
30 „Die Kälte“ von Thomas Bernhard kann man überall lesen (und wenn man es noch nicht hat, dann sollte man es nachholen), ganz besonders gut kommt es aber, wenn man dabei in Gmunden sitzt und auf den Traunsee blickt. Mit dem Klima hat das Buch übrigens nichts zu tun.
31 Auf 2.232 Metern Seehöhe liegt der Rifflsee am Kaunergrat und ist damit der höchstgelegene Bergsee Österreichs. Das Wasser kommt von den umliegenden Gletschern und färbt ihn grünlich, was einerseits sehr hübsch ist, ihn andererseits zu einer Herausforderung für wirklich harte Kerle macht. Mehr als die Zehen streckt niemand so schnell in das eiskalte Wasser.
32 Apropos eiskalt: Im sogenannten Natureispalast am Hintertuxer Gletscher auf 3.200 Metern Seehöhe gibt es ein weitläufiges Wasserareal, in dem man tatsächlich auch schwimmen kann. Wobei: Schwimmen. Das Wasser hat erfrischende 1-2 Grad Celsius, länger als ein paar Sekunden halten es wirklich nur wenige aus.
33 Und das sagt Goethe: „Die Hitze schafft alles Flußartige weg und treibt, was Schärfe im Körper ist, nach der Haut.“ Johann Wolfgang von Goethe hat diese Zeilen am 5. Juli 1787 auf seiner italienischen Reise in Rom verfasst. Sie gelten aber mittlerweile wohl nicht mehr nur für Italien.
34 In den Katakomben des Doms zu Gurk im Gurktal hat es konstant zwischen fünf und zehn Grad, auch im Hochsommer, was vielleicht erklärt, warum die Gurktaler eher frostigere Charaktere sind.

35 Die österreichischen Seen sind einzigartige Naturjuwele, so viel steht fest. Aber darüber hinaus sind sie auch wichtiger Erholungsraum für die Menschen. Als größter heimischer Seenbewirt-schafter haben sich die Bundesforste zum Ziel gesetzt, den freien Seezugang für Badegäste und Erholungssuchende zu erhalten. Insgesamt 45 solcher kostenlos zugänglichen Naturbadeplätze stellen die Bundesforste an ihren Gewässern schon heute zur Verfügung.

36 Wie gut ein Baum kühlt, hängt von zwei Faktoren ab: Dem Schatten, den er spendet, und der Verdunstungskälte des Wassers, das er an die Luft abgibt. Die Linde zum Beispiel gibt mehr Schatten und produziert mehr Verdunstungskälte als zum Beispiel eine Robinie, sie entzieht aber ihrer Umgebung sehr viel Wasser, etwa fünf Mal so viel wie eine Robinie. Ein gewöhnlicher Rasen in einem Park würde aus der gleichen Menge Wasser deutlich mehr Verdunstungskälte produzieren als eine Linde. Heißt: Wenn Grünflächen knapp sind, dann setzen Stadtplaner Linden vor allem in bebauten, asphaltierten Zonen ein und Robinien in Parks.
37 Eine 80 Jahre alte Linde kühlt so gut wie 208 Kühlschränke.
38 Und das sagt Tschechow: „Wenn ich den Wind in den Bäumen höre, die ich selbst gepflanzt habe, dann glaube ich, dass das Klima auch zum Teil in meinen Händen liegt, und sollten Menschen in tausend Jahren noch glücklich sein, dann liegt das auch ein wenig an mir.“ Genauer gesagt, sagt das der Arzt und Waldbauer Michail Astrow zum skeptischen Iwan Wojnizki in Tschechows Drama „Onkel Wanja“ und er hat damit recht, wie auch die Bundesforste wissen.
39 Eine Art Sprühnebelmaschine des Waldes ist Totholz: Es speichert beim Verwesen viel Feuchtigkeit und kühlt an heißen Tagen durch Verdunstung. Wie im Eissalon in der Innenstadt – nur besser.
40 Auf knapp 2.000 Metern Seehöhe ist der Wolayersee der höchstgelegene Badesee Kärntens. Er liegt direkt an der österreichisch-italienischen Grenze in den Karnischen Alpen. Von der österreichischen Seite ist er nur über eine mehrstündige Wanderung zu erreichen, von der italienischen Seite kann man mit Flip-Flops zum See – die Bergstraße samt großem Parkplatz führt bis fast zum Wasser. Wobei „Badesee“: Selbst im August wird der See an der Oberfläche nie wärmer als 12 Grad.
41 Wer es in Kärnten gerne kalt, hoch oben und trotzdem badetauglich haben will, der fährt besser zum Weißensee: Er liegt auf 930 Metern Seehöhe und ist der höchste der großen Kärntner Badeseen. Er schafft es im August zumindest auf 18 bis 19 Grad.

42 Das wohl schönste Flussbad Österreichs gibt es in Hollenstein an der Ybbs und man schwimmt dort – in der Ybbs. Der Fluss ist im Bereich des Bades mit einem sogenannten „Solgurt“ gesichert, das führt dazu, dass der obere Abschnitt des Bades für Kinder geeignet ist, während man gleich danach bis zu drei Meter tief abtauchen – und im klaren Wasser schnorcheln – kann.
43 Der Ort mit den tiefsten Temperaturen in Österreich liegt übrigens nicht in den Hohen Tauern oder in den Ötztaler Alpen, sondern auf gerade einmal 1.270 Metern Seehöhe in den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich: Das sogenannte „Grünloch“ ist eine Doline im Wildnisgebiet Dürrenstein, und kalt ist es hier aufgrund einer besonderen Situation, bei der Kaltluftseen auf spezielle Felsmauern treffen und dann wird alles sehr kompliziert. Es geht hier jedenfalls auf bis zu minus 52 Grad Celsius nach unten. Allerdings nur im Winter.


44 Wer es im Sommer kühl haben und trotzdem in einer Stadt sein will, der muss nach Radstadt in Salzburg: Mit einer Durchschnittstemperatur von 16 Grad ist es die kühlste Gebäudeansammlung Österreichs, die sich trotzdem „Stadt“ nennen darf. Und wenn man weitere Abkühlung braucht: Über die Tauernautobahn ist man in exakt drei Stunden in Grado und damit am Meer.

45 Der seltsame österreichische Horrorfilm „In 3 Tagen bist du tot“ aus dem Jahr 2006 wurde zu großen Teilen in Ebensee am Traunsee gedreht, im Sommer, und wenn man den Film heute nochmals ansieht, bekommt man sofort Gänsehaut.
46 Drei österreichische Filme und Serien, die gut kühlen, aber trotzdem nicht peinlich sind:
Die Wand (Literaturverfilmung nach Marlen Haushofer, 2012, mit Martina Gedeck, gedreht vor allem im Salzkammergut)
Das finstere Tal (2014, mit Tobias Moretti, gedreht vor allem im Schnalstal und im Freilichtmuseum Großgmain, Salzburg)
Der Pass (2019, Serie mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek, gedreht vor allem in der Ramsau und am Dachstein)

47 Warum kühlen eigentlich Sommergewitter?
Alexander Orlik von der ZAMG erklärt:
Wo kühlt es durch Sommergewitter am öftesten ab?
Wenn man sich die Blitzverteilung in Österreich ansieht, dann kommt es von Unterkärnten bis zum Semmering am häufigsten zu Unwettern. Schaut man hier noch mal genauer hin, dann kann man sagen, dass zwischen Graz und Bruck an der Mur am öftesten Sommergewitter auftreten. Auch der Raum Linz und das Salzkammergut sind sehr gewitteranfällig.
Warum häufen sich Gewitter dort besonders?
Hier scheint die Sonne oft, hier ist es warm und dementsprechend hitzt sich der Boden auch auf. Zieht dann eine Südwestströmung vorbei, die kalte Luft mit sich bringt, dann kracht es, weil die warmen Luftmassen von unten über die Alpen nach oben aufsteigen müssen.
Ist jedes Gewitter gleich?
Nein. Bei Frontalgewittern ist ein konstanter Temperaturrückgang um bis zu zehn Grad typisch. Bei Wärmegewittern kühlt die Umgebung nur kurzfristig ab und wärmt sich wieder auf, sobald das Gewitter vorbei ist. Bei Superzellengewitter fällt die Temperatur rapide ab, heftige Wolkenbrüche und Hagelkörner sind charakteristisch. Sie können große Schäden anrichten.

48 Den kühlsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gab es 1785. Da lag die Durchschnittstemperatur bei 12,2 Grad. Eine Industrielle Revolution und ein paar Erfindungen später liegen wir bei 16,2 Grad.
49 Laubbäume kühlen besser als Nadelbäume, was logisch ist, weil über die Blätter mehr Feuchtigkeit verdunstet als über Nadeln.
50 „Zuviel Hitze“ von Falco (Einzelhaft, 1982) ist der vielleicht beste österreichische Hitze-Song, der trotzdem nichts mit der Außentemperatur zu tun hat.