Der Wald hilft, wo er kann
"Doch in der Natur ist es eigentlich genau andersherum. Nicht selten ist das scheinbar Unperfekte, ist der Makel genau das, was sie so wertvoll macht."
Manchmal, wenn wir rausgehen, haben wir ganz konkrete Vorstellungen, wie die Natur aussehen sollte. Es tauchen klare Bilder in unseren Köpfen auf, sie haben ihren Ursprung in Kinderbüchern, der Kunst und der Fotografie. Eine Tanne, zum Beispiel, muss gerade, gleichmäßig und auch schön buschig sein. So sieht nun mal der perfekte Weihnachtsbaum aus. Wir träumen von der Gleichmäßigkeit von Blüten und Wäldern ohne apere Stellen.
Doch in der Natur ist es eigentlich genau andersherum. Nicht
selten ist das scheinbar Unperfekte, ist der Makel genau das, was sie so wertvoll macht. Tote Baumstämme, die kreuz und quer im Wald liegen beispielsweise. Sieht vielleicht nicht aus wie im Katalog, ist für die Natur und ihre Bewohner aber ein echter Jackpot. Weil so gut wie darin lebt es sich für sie sonst nirgendwo.
Für diese Ausgabe waren wir auch an einem Fluss, der ebenfalls nicht so aussieht, wie wir es gewohnt sind. Er schlängelt sich wild, staut sich auf und verebbt. Kurz: Er macht, was er will. Die Pielach ist einer der letzten naturbelassenen Flüsse Österreichs und nimmt Extremwetter wie Hochwasser viel besser auf, als es gerade Flüsse tun. Die, die wir vielleicht eher schön finden. Eventuell wird es also Zeit, unsere konkreten Vorstellungen ein wenig zu brechen. Weil in der Natur gibt es nichts Hässliches – es gibt nur ein anderes „schön“.