Der Wald ist ein Gesamtkunstwerk
"immer, wenn Regisseure Spannung oder Romantik oder auch nur schöne Gegend zeigen wollen, führen sie uns in den Wald."
Als Statisten haben wir den Wald ja nun wirklich schon oft im Einsatz gesehen. Egal, ob im Heimatfilm oder im Horrormovie, im Hitchcock-Thriller oder in der Herz-schmerz-Komödie: Immer, wenn Regisseure Spannung oder Romantik oder auch nur schöne Gegend zeigen wollen, führen sie uns in den Wald. Weil er so schön ist. Oder gefährlich. Oder einfach auch nur: weil er da ist, irgendwo, hinter den Schauspielern, als unbewegliche Wand. Bei Julian Pölslers Verfilmung des Marlen Haushofer Romans „Die Wand“ ist das freilich anders. Da ist der Wald alles andere als ein Statist. Er hat, an der Seite von Martina Gedeck, mindestens eine tragende Nebenrolle. Mehr als ein Jahr hindurch war die deutsche Schauspielerin für die Dreharbeiten immer wieder ins oberösterreichische Salzkammergut gekommen, hat sich in den Wald zurückgezogen, für die Kamera einerseits, für das Rollenstudium andererseits. Und darum sehen wir ab Oktober nicht nur Gedeck im Kino, sondern wirklich auch viel Wald.
Gleicher Wald, anderes Genre: Seit Anfang September verarbeitet auch der Schrift- steller Chris Michalski die Gegend hoch über dem Salzkammergut. Michalski ist der zweite Gewinner des „Waldschreiberstipendiums“ der Österreichischen Bundesforste und arbeitet nun als Teil seines Preises zwei Monate in einer ziemlich einsamen Hütte, mitten im Wald.
Und dann ist der Wald natürlich noch extrem wandlungsfähig. Er ändert sich ständig. Mit den Jahren. Mit den Jahreszeiten. Mit uns und mit dem Blickwinkel, aus dem wir ihn sehen.
Was für ein Künstler, dieser Wald. Einer, der sich immer neu erfindet. Natürlich auch in dieser Ausgabe. Lassen Sie sich überraschen.